Geschichte der Pfarrei St. Andreas

Ein Zeitzeuge erinnert sich an Dr. Emil Muhler

1999 verfasste der Münchner Rechtsanwalt Dr. Otto Gritschneder (1914-2005) für die Festschrift "75 Jahre St. Andreas" nachfolgenden Artikel über das Leben des ersten Pfarrers von St. Andreas.

Ich kannte ihn persönlich, als Cartellbruder der farbentragenden katholischen Studenten war ich per Du mit ihm, im April 1942 hat er meine älteste Tochter Marianne getauft.

Seine zupackende Umgangsart und seine hochinteressanten Gesprächsstunden mit spürbarer Kritik über die damaligen Zeitverhältnisse sind mir heute noch unvergessen, sie riefen bald die Nazis gegen ihn auf den Plan.

Schon früh drängte sein Temperament zu Taten, auch im Ersten Weltkrieg, wo er sich – unverständlicher Weise – vaterländisch begeistern ließ und Oberleutnant wurde. Nach 1918 fand sein Aktivismus in der Politik ein sympathischeres Betätigungsfeld, unter anderem als Münchner Stadtrat.

Die verbrecherische Justiz der Nazis verurteilte Muhler schon im Januar 1934 in einem rechtsbeugerischen Sondergerichts-Fehlurteil zu vier Monaten Gefängnis. Der damalige Sondergerichtsstaatsanwalt Dr. Adolf Keltsch wurde nach 1945 Präsident das Bayerischen Obersten Landesgerichts.

Die Gestapohaft (April bis Dezember 1940) und die lebensbedrohlichen Qualen im Konzentrations-Mörder-Lager Dachau (18. September 1944 bis April 1945) überlebte er dank seiner kräftigen Konstitution. Beim Todesmarsch am 27. April 1945 konnte er in Percha am Starnberger See in das Haus eines Pfarrkindes, des Garagenbesitzers und Kohlenhändlers Peter Zink, fliehen, der ihn bei jenem Todesmarsch erkannt und gerufen hatte.

Nach 1945, als das NS-Regime in Blut und Schande untergegangen war, gelangten Muhlers Tüchtigkeit und Erfahrung zu voller Wirksamkeit und zum wohlverdienten Ansehen:

  • 1946 Mitglied des vorbereitenden Landesausschusses
  • 1947 Vertreter der Bayerischen Bischöfe im Bayerischen Senat
  • 1948 Lehrbeauftragter der Universität München
    (an der er 1923 zum Dr. oec. publ. promoviert worden war)
  • 1952 Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
  • 1959 Päpstlicher Hausprälat
  • 1959 Honorarprofessor der Universität München
  • 1959 Bayerischer Verdienstorden

Ein heimtückisches Nierenkrebsleiden machte dem tapferen Leben des 71jährigen am 19. Februar 1963 ein relativ frühes Ende. Sein Andenken wird noch lange erhalten bleiben. Dutzende von geretteten Quellen und literarischen Darstellungen über Muhler sind in den Beiträgen zur Altbayerischen Kirchengeschichte Band 41 (1994), Seiten 144 bis 147 aufgezählt. Stoff für den Religionsunterricht.


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